Die Keralla Backwaters sind ein
verzweigtes Netz aus Kanälen und Wasserstraßen die alle direkt oder indirekt
mit dem Meer verbunden sind. Der Wasserspiegel hier ist sehr stabil, weshalb
sich auch sehr viele Menschen direkt am Wasser angesiedelt haben und dort
Fischerei betreiben, Reis anbauen oder einfach leben. Von Alleppey aus hat man
die Möglichkeit mit Hausbooten oder kleinen Kanus die Backwaters zu erkunden.
Ich entscheide mich für die Kanu Varianten, nicht nur wegen den horrenden
Preisen für Hausboote, sondern mit den Kanus hat man die Möglichkeit auch die
kleineren Seitenärme zu befahren, in welche die Hausboote nicht hineingelangen.
Eine fantastische Palmenwelt eröffnet sich hier. Nachdem ich mir im National
Park doch eine ordentliche Erkältung geholt habe ist das gleiten durch diese
Welt eine willkommene Erholung.
Von Allepey geht es in zwei
Tagesetappen weiter nach Rameswaram an der Ostküste. Nicht nur der Ort hier ist
interessant, die Tatsache dass es hier eine Kitestation gibt lässt mein
Herzchen höher schlagen. Schon auf dem Weg dahin nehmen der Wind und die
Vorfreude spürbar zu. Noch am ersten Abend gibt es die erste Session auf dem
Wasser.
Windgarantie quasi das Ganze
Jahr, die Lage zwischen zwei großen Landmassen und eine langezogene Halbinsel
mit vielen kleinen Lagunen machen diesen Ort bei jeder Windrichtung zu einem
wahren Wassersport Paradies. Nur legal ist es so gut wie nirgendwo.
Leider ist Tourismus und vor
allem Wassersport in Indien nicht ganz einfach. Alles braucht seine Erlaubnis von
sämtlichen Behörden ( Navi, Coast Guard, Polizei ect. ), und die Nähe zum
benachbarten und nicht gerade geliebten Sri Lanka macht das Ganze nicht
einfacher.
An diesem Ort ist es mir bisher
wie an noch keinem anderen Ort aufgefallen, wie nahe Schönheit und Zerstörung
bei einander liegen. Die Leute hier Leben in einem wahren Paradies, aber wie
lange noch ist?
Der Golf von Munnar mit seinen
vielen Korallenriffen grenzt direkt an die Region. An einem kleinen Spazierganz
am Strand findet man hunderte kleine Abgebrochene Korallen in den bunteste
Farben. Zerstört für Generationen. Verursacht wird dies hauptsächlich von der
Netzfischerei. Die Lokale Fischindustrie ist jedoch zu groß und bringt zu viel
Geld ein, und auch die Politik ist nicht wirklich interessiert am Schutz dieses
Ökosystems. Trotz der für Indien sehr niedrigen Analphabetenrate können die
Leute hier nur die Lokale Sprache Tamil. Und der Analphabetismus ist kein
Nachweis der Bildung, denn die ist hier leider nicht die beste. Und solange die
Menschen nicht verstehen was um sie herum passiert werden sie nicht beginnen zu
hinterfragen. Und solange die Grundbedürfnisse nicht befriedigt sind und
genügend Geld zum Leben bereit steht interessiert es die Menschen leider
reichlich wenig was mit der umgebenden Umwelt passiert.
Bis auf den Indischen Pilger
Tourismus ist der Internationale Tourismus hier noch nicht angekommen. Ob
Tourismus helfen kann oder noch mehr Schaden anrichtet ist auch nicht klar.
Es wird wohl noch einige Jahre
brauchen. Vielleicht stellt auch die neue Politik die Weichen für eine Annäherung
zu Sri Lanka. Zumindest hat der Premier Minister angekündigt die ländlichen
Regionen zu stärken und mehr Geld bereit zu stellen. Man kann es den
Einheimischen und der Natur nur wünschen.
Jehan und seine Jungs von der Kite Station machen
einen fantastischen Job und helfen ein Verständnis für Sport und nachhaltigen
Tourismus zu schaffen.
In Jehan Staion treffe ich einen
weiteren sehr interessanten Menschen,
Sandy Rogers aus Australien. Sandy paddelt mit ihrem Kajak eine historische
Rute des Deutschen Oskar Speck nach, welcher in den 1930er von Deutschland nach
Australien gepaddelt ist. Sie ist in Etappen seit bereits 7 Jahren unterwegs. Auch
anhand ihres Beispiels und den Geschichten über Indien merke ich es noch einmal verstärkt, wie unglaublich
kompliziert und schwierig es ist, bürokratische Hindernisse zu überwinden und
vor allem Verständnis für einen nachhaltigen Tourismus und damit auch
vielleicht bessere Verdienstmöglichkeiten für Einheimische zu schaffen. Viele
Geschichten und interessante Gespräche mit Sandy und Jehan und natürlich viel
Zeit auf dem Wasser schmücken die Tage.
Die Zeit fliegt und die Reise nähert
sich langsam dem Ende. So gerne ich hier noch ein bisschen länger bleiben würde
muss ich doch wieder weiter. Es gibt leider noch viel zu sehen und leider auch
noch viel zu Organisieren.
Incerdible India, wie man es auch
immer übersetzt.
UNGLAUBLICH