Die Zeit drängt, so enden meine letzten Tage im Iran mit
zwei großen Fahretappen. Von Shiraz
bis nach Zahedan sind es zusammen etwa
1100km. In Zahedan treffe ich mich mit Ulf und Berna als auch mit Berthold und
Geli. Zusammen durchfahren wir Pakistan auf dem Weg nach Indien. Kurz vor Zahedan
hilft mir der Iraner Hussein an einer Polizeistation beim übersetzten und läd
mich und alle weitern als Dank dafür in sein Restaurant ein. Um 7:00 Uhr werden
wir von zwei Limousinen abgeholt, in ein erstklassisches Restaurant geführt und
ich esse das wohl beste Essen welche ich im Iran probiert habe. Danach werden
wir in einen Shisha Tempel geführt bekommen das größte Zelt, Shishas, Tee und
sogar Whisky und Vodka wird versteckt ausgeschenkt. Iran, was ein unglaubliches
Land und was ein schöner letzter Abend.
Ab Zahedan beginnt der Polizeieskort. Die Pässe werden vom
Hotel auf dessen Parkplatz wir übernachten, nicht herausgegeben bis die Polizei
eintrifft. Abfahrt ist um 6:00 Uhr morgens und für die 100km bis zur
Pakistanischen Grenze brauchen wir geschlagene 5,5h. Die einzelnen Checkpoints
sind zum Teil nur 10km voneinander entfernt. Dort wird die Eskorte gewechselt
und warten ist wieder angesagt. Mit frei bewegen ist ab jetzt nichts mehr. Für
die Grenzabfertigung bekommen wir einen leicht überforderten
Wehrdienstleistenden zur Hand, welcher Pässe und Carnets für uns verrucht zu
organisieren. Alles macht hier an der Iranischen Grenze einen leicht
chaotischen Eindruck und alles dauert ziemlich lange. Um genau zu sein ca.
2,5h. Auf der Pakistanischen Seite
ändert sich das Bild wieder schlagartig, jedoch scheint hier bei der
Abfertigung alles etwas geordneter abzulaufen. Die Grenzgebäude sind sehr viel
pragmatischer, die Customs Abteilung nur ein staubiges Hüttchen mit Tisch und
Laptop. Bis Carnet und der ganze Rest abgefertigt sind vergehen jedoch auch
2,5h und die erste Nacht in Pakistan ist in der Taftan Police Station direkt
hinter der Grenze. Wo in Iran noch Fotografieren strikt verboten war und auch
die Kameras genau auf geschossene Fotos geprüft wurden, darf in Pakistan fast
alles fotografiert werden und stolz werden die
Kalaschnikows präsentiert. Morgens um 8:00Uhr beginnt der erste Eskort auf
Pakistanischer Seite. Wir sind leicht optimistische, das wir unter Umständen
die 600km bis Quetta schaffen können, die Ernüchterung kommt aber schon nach
den ersten Kilometern. Von Checkpoint zu Checkpoint wird sich langsam
vorangetastete. Am Ende brauchen wir doch 3 Tage bis Quetta mit Zwischenstopp
in der Dalbandin und Nushki Police Station.
Bei der Einfahrt nach Quetta werden die Polizisten gefühlt
auch etwas nervöser, und jeder erzählt wie gefährlich es doch sei. In das in
vielen Berichten beschrieben Bloomstar Hotel kommen wir auf Grund der Höhe von
Ulfs Caravan nicht hinein und am Lourdes Hotel müssen wir feststellen, das
Parken und Übernachten in den Fahrzeugen nicht mehr gewährt werden und 50,-
Euro pro Person für ein Zimmer fällig sind. Also übernachten wir wieder vor einer
Polizeistation mitten in der Stadt.
Am nächsten Tag müssen wir das NOC (Non Objektion
Certificate) beim Home Department beantragen, ohne das ein weiterfahren aus
Quetta nicht möglich ist. Das Dokument dient in erster Linie wohl nur dem Zweck, dass weitere Behörden
Informiert werden und das man sich noch einmal schriftlich davon überzeugt wie
gefährlich es im Land ist und was man alles nicht machen sollte. Aber wozu man
es tatsächlich braucht wissen wir alle nicht genau, nach Quetta wollte es
niemand mehr sehen.
Die Strecke von Quetta nach Sukkur wird ein 12h Marathon mit
zum Teil unglaublich langsamer Mofa
Eskort mit 30kmh, und so werden fast die Hälfte der Kilometer in der Nacht
zurückgelegt. Übernachtung war wieder in dem Polizei Hauptquartier, nach dem im
Hotel Park In horrende Preise verlangt wurden. Die Sache mit dem nachts fahren
hatte nur ein gutes, dass man die unglaublich geschmückten Trucks einmal in der
Nacht bewundern kann. Fahrende Weihnachtbäume!
Von Sukkur schaffen wir es am nächsten Tag bis Bahalwalpur
und schaffen es tatsächlich, nach langen Verhandlungen, auf dem Hotelparklatz
stehen zu bleiben und in den eigenen Fahrzeugen übernachten zu dürfen. Von dort
weiter schaffen wir es am nächsten Tag bis Multan. Nachdem wir in Multan vom
Sinbad Hotel und Fiesta wieder wegen der
großen Fahrzeuge abgelehnt wurden, checken wir wieder einmal im Holiday In
Police Headquater Multan ein. Unser Vorhaben
abends in ein Restaurant zu gehen
gestaltet sich für unsere Aufpasser als sehr schwierig und Kompliziert.
Wie oft wir in den letzten Tagen das Wort „Security Problem“ gehört haben
können wir gar nicht mehr zählen. Ein freies Bewegen für uns in Pakistan ohne
Polizei scheint nicht möglich zu sein. Nach 2h warten auf eine Eskorte, welche
uns zum Restaurant begleiten soll, endet der Abend in dem wohl verrücktesten
und irrsten Weg in Restaurant was man sich vorstellen kann. Wir haben 1h Zeit für das Essen bekommen. Mit zwei
Einsatzfahrzeugen, sechs Mann mit Kalaschnikows, Blaulicht und Sirene rasen wir
durch Multan City und werden in ein Hotel-Restaurant geleitet. Nachdem wir beim
Essen Facebook Freund mit der gesamten Elite Einheit geworden sind, werden wir
nach dem Essen auf Wunsch der Polizei noch mit Blaulicht durch die Altstadt gefahren, damit wir zumindest noch
die Moschee und die Altstadt gesehen haben. Die beiden Polizeiautos liefern
sich ein Rennen zurück in die Polizeistation, daheim Gruppenfoto mit der ganzen
Mannschaft vor unseren Fahrzeugen, KINO!!!
Mit 2h Verspätung startet der Eskort am nächsten Morgen in
Richtung Lahore und so werden wir durch ganz Pakistan von der Polizei
begleitet. Noch immer kann ich es nicht fassen, was in den letzten Tagen alles
passiert ist. Pakistan, was ein unvergessliches und intensives Erlebnis.
Je weiter wir nach Norden gekommen sind, umso entspannter
wurde augenscheinlich die Lage und auch die Polizei. Die Route war klar
vorgegeben, die Sicherheitsvorkehrungen sehr hoch aber wir haben uns nie
wirklich unsicher gefühlt in diesem Land. Das Tragen von Waffen gehört hier zum
alltäglichen Bild. Die Menschen welchen wir begegnen sind waren alle sehr
freundlich, und die Nähe und Privatsphäre schrumpft von Tag zu Tag. Pakistan zu
beschreiben ist wirklich schwer. Ein guter Einstieg auf das was uns in Indien
erwarten wird. Das Fünfergespann durch Pakistan hat sich als wahrer Glücksgriff
herausgestellt, und wir hatten eine sehr gute Zeit und super viele Erlebnisse
zusammen. Nach so vielen Kilometer in und fahrtagen in den Knochen brauchen wir
alle mal einen Tag um zu entspannen, was
wir uns auch redlich verdient haben. Mal schauen wie frei wir uns morgen in
Lahore ohne Fahrzeuge bewegen können.
Die furiosen 5 |
Geschmuggelter Sprit aus dem Iran, mit freundlichen Grüßen der pakistanischen Polizei |
Planen bringt nicht viel... |