Sonntag, 30. November 2014

Im Polizei Eskort durch Pakistan


Die Zeit drängt, so enden meine letzten Tage im Iran mit zwei großen Fahretappen.  Von Shiraz bis  nach Zahedan sind es zusammen etwa 1100km. In Zahedan treffe ich mich mit Ulf und Berna als auch mit Berthold und Geli. Zusammen durchfahren wir Pakistan auf dem Weg nach Indien. Kurz vor Zahedan hilft mir der Iraner Hussein an einer Polizeistation beim übersetzten und läd mich und alle weitern als Dank dafür in sein Restaurant ein. Um 7:00 Uhr werden wir von zwei Limousinen abgeholt, in ein erstklassisches Restaurant geführt und ich esse das wohl beste Essen welche ich im Iran probiert habe. Danach werden wir in einen Shisha Tempel geführt bekommen das größte Zelt, Shishas, Tee und sogar Whisky und Vodka wird versteckt ausgeschenkt. Iran, was ein unglaubliches Land und was ein schöner letzter Abend.

Ab Zahedan beginnt der Polizeieskort. Die Pässe werden vom Hotel auf dessen Parkplatz wir übernachten, nicht herausgegeben bis die Polizei eintrifft. Abfahrt ist um 6:00 Uhr morgens und für die 100km bis zur Pakistanischen Grenze brauchen wir geschlagene 5,5h. Die einzelnen Checkpoints sind zum Teil nur 10km voneinander entfernt. Dort wird die Eskorte gewechselt und warten ist wieder angesagt. Mit frei bewegen ist ab jetzt nichts mehr. Für die Grenzabfertigung bekommen wir einen leicht überforderten Wehrdienstleistenden zur Hand, welcher Pässe und Carnets für uns verrucht zu organisieren. Alles macht hier an der Iranischen Grenze einen leicht chaotischen Eindruck und alles dauert ziemlich lange. Um genau zu sein ca. 2,5h. Auf der Pakistanischen Seite  ändert sich das Bild wieder schlagartig, jedoch scheint hier bei der Abfertigung alles etwas geordneter abzulaufen. Die Grenzgebäude sind sehr viel pragmatischer, die Customs Abteilung nur ein staubiges Hüttchen mit Tisch und Laptop. Bis Carnet und der ganze Rest abgefertigt sind vergehen jedoch auch 2,5h und die erste Nacht in Pakistan ist in der Taftan Police Station direkt hinter der Grenze. Wo in Iran noch Fotografieren strikt verboten war und auch die Kameras genau auf geschossene Fotos geprüft wurden, darf in Pakistan fast alles fotografiert werden und stolz werden die  Kalaschnikows präsentiert. Morgens um 8:00Uhr beginnt der erste Eskort auf Pakistanischer Seite. Wir sind leicht optimistische, das wir unter Umständen die 600km bis Quetta schaffen können, die Ernüchterung kommt aber schon nach den ersten Kilometern. Von Checkpoint zu Checkpoint wird sich langsam vorangetastete. Am Ende brauchen wir doch 3 Tage bis Quetta mit Zwischenstopp in der Dalbandin und Nushki Police Station.

Bei der Einfahrt nach Quetta werden die Polizisten gefühlt auch etwas nervöser, und jeder erzählt wie gefährlich es doch sei. In das in vielen Berichten beschrieben Bloomstar Hotel kommen wir auf Grund der Höhe von Ulfs Caravan nicht hinein und am Lourdes Hotel müssen wir feststellen, das Parken und Übernachten in den Fahrzeugen nicht mehr gewährt werden und 50,- Euro pro Person für ein Zimmer fällig sind.  Also übernachten wir wieder vor einer Polizeistation mitten in der Stadt.
Am nächsten Tag müssen wir das NOC (Non Objektion Certificate) beim Home Department beantragen, ohne das ein weiterfahren aus Quetta nicht möglich ist. Das Dokument dient in erster Linie  wohl nur dem Zweck, dass weitere Behörden Informiert werden und das man sich noch einmal schriftlich davon überzeugt wie gefährlich es im Land ist und was man alles nicht machen sollte. Aber wozu man es tatsächlich braucht wissen wir alle nicht genau, nach Quetta wollte es niemand mehr sehen.

Die Strecke von Quetta nach Sukkur wird ein 12h Marathon mit zum Teil unglaublich langsamer  Mofa Eskort mit 30kmh, und so werden fast die Hälfte der Kilometer in der Nacht zurückgelegt. Übernachtung war wieder in dem Polizei Hauptquartier, nach dem im Hotel Park In horrende Preise verlangt wurden. Die Sache mit dem nachts fahren hatte nur ein gutes, dass man die unglaublich geschmückten Trucks einmal in der Nacht bewundern kann. Fahrende Weihnachtbäume!

Von Sukkur schaffen wir es am nächsten Tag bis Bahalwalpur und schaffen es tatsächlich, nach langen Verhandlungen, auf dem Hotelparklatz stehen zu bleiben und in den eigenen Fahrzeugen übernachten zu dürfen. Von dort weiter schaffen wir es am nächsten Tag bis Multan. Nachdem wir in Multan vom Sinbad Hotel und Fiesta  wieder wegen der großen Fahrzeuge abgelehnt wurden, checken wir wieder einmal im Holiday In Police Headquater  Multan ein. Unser Vorhaben abends in ein Restaurant zu gehen  gestaltet sich für unsere Aufpasser als sehr schwierig und Kompliziert. Wie oft wir in den letzten Tagen das Wort „Security Problem“ gehört haben können wir gar nicht mehr zählen. Ein freies Bewegen für uns in Pakistan ohne Polizei scheint nicht möglich zu sein. Nach 2h warten auf eine Eskorte, welche uns zum Restaurant begleiten soll, endet der Abend in dem wohl verrücktesten und irrsten Weg in Restaurant was man sich vorstellen kann. Wir haben 1h  Zeit für das Essen bekommen. Mit zwei Einsatzfahrzeugen, sechs Mann mit Kalaschnikows, Blaulicht und Sirene rasen wir durch Multan City und werden in ein Hotel-Restaurant geleitet. Nachdem wir beim Essen Facebook Freund mit der gesamten Elite Einheit geworden sind, werden wir nach dem Essen auf Wunsch der Polizei noch mit Blaulicht durch die  Altstadt gefahren, damit wir zumindest noch die Moschee und die Altstadt gesehen haben. Die beiden Polizeiautos liefern sich ein Rennen zurück in die Polizeistation, daheim Gruppenfoto mit der ganzen Mannschaft vor unseren Fahrzeugen, KINO!!!
Mit 2h Verspätung startet der Eskort am nächsten Morgen in Richtung Lahore und so werden wir durch ganz Pakistan von der Polizei begleitet. Noch immer kann ich es nicht fassen, was in den letzten Tagen alles passiert ist. Pakistan, was ein unvergessliches und intensives Erlebnis.

Je weiter wir nach Norden gekommen sind, umso entspannter wurde augenscheinlich die Lage und auch die Polizei. Die Route war klar vorgegeben, die Sicherheitsvorkehrungen sehr hoch aber wir haben uns nie wirklich unsicher gefühlt in diesem Land. Das Tragen von Waffen gehört hier zum alltäglichen Bild. Die Menschen welchen wir begegnen sind waren alle sehr freundlich, und die Nähe und Privatsphäre schrumpft von Tag zu Tag. Pakistan zu beschreiben ist wirklich schwer. Ein guter Einstieg auf das was uns in Indien erwarten wird. Das Fünfergespann durch Pakistan hat sich als wahrer Glücksgriff herausgestellt, und wir hatten eine sehr gute Zeit und super viele Erlebnisse zusammen. Nach so vielen Kilometer in und fahrtagen in den Knochen brauchen wir alle mal einen Tag um zu entspannen,  was wir uns auch redlich verdient haben. Mal schauen wie frei wir uns morgen in Lahore ohne Fahrzeuge bewegen können.



Die furiosen 5



Geschmuggelter Sprit aus dem Iran,
mit freundlichen Grüßen der pakistanischen Polizei
Planen bringt nicht viel...












Dienstag, 18. November 2014

Das Iranische Freundschaftsnetzwerk

Seit ich im Iran bin, war ich nur 2x in einem Hotel. Den Rest der Zeit war ich bei den Leuten zu Hause. Von Freunden zu Freunden zu Freunden wird man hier weitervermittelt, empfangen, untergebracht und verpflegt. Das Freundschaftsnetzwerk funktioniert extrem gut. Man wird zu den besten Plätzen geführt und bekommt alles, so wie es die Sprachbarrieren zulassen, mit Hingabe erklärt. In Isfahan bleibe ich ein paar Tage bei Ali und seiner Familie. Auch hier eine ganz Spezielle und schöne Erfahrung, da ich bei einer sehr gläubigen Familie untergekommen bin. Die Zeit geht leider viel zu schnell vorbei, es gibt noch zu viel zu sehen und ich muss schauen das ich jetzt Richtung Grenze komme. Die letzte  5 Tage Visa sind leider leider schon angebrochen.

Die Gastfreundschaft ist unglaublich, die Landschaft und Kultur und Bauwerke  atemberaubend und  es gibt zu viel zu erzählen, das hier alles Platz findet. Auch die Auswahl der Fotos wird immer schwieriger. Hier eine kleine Auswahl von Isfahan bis Persepolis.

















Freitag, 14. November 2014

Kontraprogramm

Die letzte Nacht in Thereran ist doch wieder ziemlich kurz gewesen und dementsprechend fahr ich mal wieder später los als geplant. Der Weg zum Salzsee war nicht ganz einfach zu finden und endet in einer 40km langen Schotterpiste, von der ich dann doch knapp die Hälfte in der Nacht zurücklegen muss. Aber der Weg hat sich gelohnt. Ich werde begrüßt von einem grandiosen Sternenhimmel, kein Licht weit und breit und vor allem absolute Ruhe! Kein Ton ist zu hören, kein Wind geht und es ist ziemlich kalt. Ein magischer Ort! Der trockene Salzsee bildet fast perfekte Sechsecke welche sich endlos zum Horizont erstrecken. Ein absolut faszinierendes Erlebnis. Leider ist mein Rucksack auf der Rückfahrt nicht richtig festgemacht und bleibt als kleines Andenken in der Wüste zurück. Keine Chance in wiederzufinden….









Montag, 10. November 2014

Teheran

Das warten hat sich gelohnt. Nach 3 Tagen Dauerregen entscheidet sich das Wetter für Sonnenschein und ich kann wieder weiterfahren. Über die Chalus-Rode geht es über das Albrozgebirge nach Teheran. Das Navi zeigt den höchsten Punkt mit 2640m ü NN. Bis auf den starken Verkehr sind die Straßen frei, kalt aber gut befahrbar. Nach dem Regen ist die Smog-Glocke über der Stadt zwar noch deutlich sichtbar, aber lang nicht so schlimm wie im Sommer.  Man kann sogar die Berge im Hintergrund ziemlich deutlich erkennen, welche bei Smog von der Stadt aus gar nicht mehr sichtbar sind. Ich kann bei Meisan und Nida übernachten, welche ich die Tage zuvor bei Mohammed getroffen habe, und habe mit den beiden sehr gute Freunde gefunden, die mir ihr Teheran ausgiebig zeigen. Auf dem Programm stehen unzählige Parks, Museen, der Golestan Palast, 3D Kino Lasergames und vor allem treffe sehr viele nette Iraner. Auch das ein tradizionelle Iranisches Gericht wird probiert. Gekochter Schafskopf! Wird nicht mein Lieblingsessen, aber probieren muss man es. Teheran ist eine riesige pulsierende, laute und hektische Stadt mit wahnsinns Verkehr, aber doch findet man hier immer wieder seine Oasen. Nach so viel Stadt muss ich jetzt aber wieder in die Natur. Vielen Dank für die Gastfreundschaft Meisan und Nida. Heute Snowboarden auf Teherans Hausberg (Tochal, 3880m) und Morgen geht’s in die Wüste.

Im Iran ist alles möglich. Ein unglaublich tolles Land mit unglaublich freundlichen Menschen.

Chalus Road
Azadi Platz



Der Puls der Stadt



Milad Tower



Tochal

Montag, 3. November 2014

Schlechtes Wetter, gute Menschen und die Rückkehr der langsamkeit

Mein  Ziel war es den  Berg Sabalan mit seinen heißen Mineralquellen zu sehen und eventuell sogar zu besteigen. Dann weiter ans Kaspische Meer um über das Albroz Gebirge nach Teheran zu kommen. Nachdem ich nach der Ankunft im Iran fast schon einen kleinen Traveler-Blues gespürt hatte, da ich auf der ganzen Reise noch keinen einzigen Reisenden getroffen haben, treffe ich am nächsten Tag das Radfahrer Pärchen Frank und Maria aus Barcelona. Teestop im nächsten Dorf, und keine 10min später hält ein Schweizer Campervan mit 2 Schweizer Reisenden. Es entsteht ein kleines internationales Travelermeeting an der Straße. Die Schweizer müssen leider gleich weiter, aber Frank, Maria und ich bekommen Unterkunft von Husseini angeboten, und sind sogleich auch Teil der Familie.
Weiter auf dem Weg zum Sabalan bleibt das Wetter weiter bedeckt und so langsam auch richtig kalt. Dort treffe ich, als ich nach dem Weg frage, auf Hassan, welcher mich mit dem Auto zu den Quellen bringt und ich bei Ihm übernachten kann. Die natürlichen Quellen direkt in den Bergen finde ich leider nicht, aber das Thermalbad ist herrlich nach einem kalten Mopedtag, wenn man mal seine Deutschen Hygienestandards mal beiseitelegt hat.  Leider wird es mit der Besteigung nix, aber am nächsten Tag sehen wir noch ein paar 3.500 Jahre alte Steinskulpturen eines vergangenen Dorfes und ich bleibe eine weitere Nacht. Leider musste ich bei der Abreise feststellen, dass die Gastfreundlichkeit nicht ganz umsonst war und er fast 60 Euro haben wollte, für seine Dienste. Was für Iranische Verhältnisse doch unglaublich viel ist. Und Verhandlungen im Nachhinein sind immer ziemlich doof…
Noch Immer habe ich es nicht ganz raus, was das Geld hier wert ist und was wieviel kosten soll. Man macht Fehler, man lernt daraus aber es ist trotzdem gut so. Mittlerweile klappt es aber ziemlich gut. Am kaspischen Meer entlang in ich treffe auf den Iraner Fharad, der mit dem Fahrrad unterwegs ist sein Land zu entdecken und für eine Krebsorganisation fährt und Krebspatienten in Krankenhäusern besucht.  Mit Ihm bin ich die letzten Tage unterwegs, übernachte in einer Sporthalle, wir gehen wandern in den Bergen, relaxen in den heißen Bädern und treffen am nächsten Tag Mohamend.  So einen lustigen und quirligen Menschen hab ich noch nie getroffen. Kurz entschlossen will er mich ein Stück mit seinem 125er Moped die nächsten Tage begleiten.  
Einreisestempel im Pass ist der war der 24.10. So bin ich jetzt doch schon 8 Tage im Iran. Ich bin nur knapp 1.000km gefahren und habe noch keine großen Moschee oder etwas von den riesigen Kulturdenkmälern des Landes gesehen.
Heute regnet es, was das Zeug hergibt und für morgen sieht es auch nicht besser aus. Also bleibe ich hier noch 2 Tage bei Mohamed und Fharad. Auch das gehört dazu, Geduld haben und warten zu können. Man gewinnt nix wenn man hetzt.  Und am Ende des Tages ist es doch wieder ein guter Tag gewesen.

Die Distanzen in diesem Land sind riesige, die Menge an Dingen zu sehen unendlich und innerlich ist man irgendwie doch getrieben weiter zu müssen und die 30 Tage des Visum so gut wie möglich zu füllen. Die Menschen die ich getroffen habe sind einfach unglaublich. Man muss nicht schnell unterwegs sein, um viel zu erleben. Eins führt zum anderen.